Zuschüsse für Auszubildende können unter bestimmten Umständen hilfreich sein, denn Azubis können mit der Ausbildungsvergütung keine großen Sprünge machen, obwohl immer mehr Flexibilität in Sachen Wohnort und Arbeitsplatz verlangt wird.
Zuschüsse für Auszubildende können finanzielle Lücken füllen
Die Jugendarbeitslosigkeit ist im Vergleich zu den Jahren nach der Wiedervereinigung stark zurückgegangen, manche Experten sehen sie sogar vollständig beseitigt. Doch auch, wenn es inzwischen deutlich einfacher geworden ist, einen Ausbildungsplatz zu bekommen, ist die Lehrzeit für viele Azubis mit erheblichen finanziellen Hürden verbunden. Die Ausbildungsvergütung ist schließlich kein vollwertiges Gehalt, sondern trägt den Besonderheiten des deutschen dualen Ausbildungssystems Rechnung.
Während der Ausbildung steht der Azubi schließlich nicht als vollwertige Arbeitskraft zur Verfügung und muss einen Teil seiner Arbeitszeit für bestimmte Ausbildungszwecke aufwenden, darunter zum Beispiel die Berufsschule. Somit stellt die Zahlung des Ausbildungsgeldes nur eine Art Aufwandsentschädigung durch die Betriebe dar.
In vielen Ländern (und auch noch in manchen Berufen in Deutschland) ist eine derartige duale Ausbildung gar nicht üblich und man muss Schulgeld oder andere Gebühren zahlen. Doch dieses Wissen hilft im konkreten Fall wenig weiter, wenn die Auszubildenden vor dem Problem stehen, die täglichen Lebenshaltungskosten, Fahrten mit dem Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln zum Arbeitsplatz und andere Dinge finanzieren zu müssen. Nicht immer können (oder wollen) Eltern einem finanziell unter die Arme greifen, in diesen Fällen können Zuschüsse für Auszubildende eine Entlastung bringen.
Es gibt verschiedene Fördermittel, die unter anderem durch die Bundesagentur für Arbeit oder Stellen des Bundesministeriums für Arbeit gewährt werden.

Zuschüsse für Auszubildende: Auch private Stipendien und Förderprogramme können die Höhe des Ausbildungsgeldes aufbessern. (#01)
Folgende Möglichkeiten gibt es, an die Zuschüsse für Auszubildende heranzukommen, um die Bezüge von Auszubildenden aufzustocken:
- Berufsausbildungsbeihilfe (BAB)
- BAföG für Auszubildende
- Wohngeld
- private Stipendien und Förderprogramme
- Leistungen nach §27 SGB II
- Kindergeld
- Bildungskredit der KfW
- Nebenjob
- Schülerausweis
- für Ausbildungssuchende: Vermittlungsbudget durch die Arbeitsagentur
Zuschüsse für Auszubildende: Wie viel verdienen Azubis im Durchschnitt?
Im Jahr 2018 betrugen die tariflich geregelten Ausbildungsvergütungen im Durchschnitt 908 Euro pro Monat. Im Vergleich zum Vorjahr stellt dies eine Steigerung um 3,7 Prozent dar. Aufgesplittet nach West und Ost, lag der Durchschnittsverdienst bei 913 bzw. 859 Euro.
Diese Zahlen ermittelt das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) regelmäßig. Sie bilden aber eben nur einen Durchschnittswert ab, was bedeutet, dass viele nicht ohne Zuschüsse für Auszubildende auskommen. Insbesondere bei großen Distanzen zwischen Ausbildungsstelle und Wohnort kommen die Betroffenen aufgrund hoher Kosten für das Pendeln schnell in finanzielle Not.
Ein Umzug ist gerade für Auszubildende oft gar nicht aus eigener Kraft zu stemmen. Aber auch hierfür gibt es gegebenenfalls Hilfe. Wer sich noch auf Ausbildungssuche befindet, kann beispielsweise bei der Arbeitsagentur ein Vermittlungsbudget bekommen, durch das Fahrten zu Vorstellungsgesprächen, Kosten für Bewerbungsunterlagen und andere Dinge abgedeckt werden. Je nach finanziellen Verhältnissen (auch die der Eltern und eventueller Partner) können sogar Leistungen nach dem ALG II (also Hartz IV) in Betracht kommen. Dies allerdings nur, wenn kein Anspruch auf andere Leistungen wie Bafög oder Bundesausbildungsbeihilfe des Bundesministeriums für Arbeit besteht.
Für einmalige Anschaffungen wie Haushaltsgründung, Zuschüsse zu Heizkosten etc. kann aber auch darüber hinaus eine Leistungserbringung nach Hartz IV infrage kommen. Das hängt sehr von den persönlichen Verhältnissen ab und kann pauschal nicht geklärt werden.

Zuschüsse für Auszubildende: Haushaltsgründungen oder Ähnliches können nochmal extra bezuschusst werden. (#03)
Zuschüsse für Auszubildende: Die Berufsausbildungsbeihilfe
Die Berufsausbildungsbeihilfe oder BAB ist vermutlich die wichtigste Leistung für Auszubildende, die mit der Höhe des Ausbildungsgeldes alleine ihren Lebensunterhalt nicht bestreiten können. Es kann auf Antrag an Betroffene gezahlt werden, die:
- ein geringes Einkommen haben
- nicht bei den Eltern wohnen können (z. B. weil das tägliche Pendeln unzumutbar wäre)
- eine staatlich anerkannte duale Ausbildung absolvieren
Sowohl das eigene Einkommen des Antragstellers als auch das eines eventuellen Ehepartners sowie das der Eltern werden bei der Entscheidung über den Antrag einbezogen. Die Höhe der auszuzahlenden Berufsausbildungsbeihilfe richtet sich nach dem Gesamtbedarf, der sich aus Kosten für Lebensmittel, Miete, Arbeitskleidung, Fahrtkosten und ähnlichen Faktoren zusammensetzt. Besonders bei einer sehr geringen Vergütung und Eltern mit geringem Einkommen kann die BAB einige hundert Euro im Monat betragen (maximal 635 Euro). Daher sollten alle, die Zuschüsse für Auszubildende benötigen, in jedem Fall einen Antrag stellen.
Ein etwaiger Anspruch auf die Leistung kann mit dem Online-Rechner der Agentur für Arbeit geprüft werden.
Wichtig: Gefördert wird normalerweise nur die erste Ausbildung. Außerdem muss es sich um eine staatlich anerkannte Ausbildung handeln. Außerbetriebliche (also rein schulische) Ausbildungsgänge können auf diese Weise nicht gefördert werden. Doch auch in diesem Fall gibt es Zuschüsse für Auszubildende: Das Bafög.
Bafög ist einer der wichtigsten Zuschüsse für Auszubildende
Früher gab es Bafög eigentlich nur für Studenten, die ihren Lebensunterhalt anders nicht bestreiten konnten. Doch inzwischen gibt es auch Zuschüsse für Auszubildende nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz. Ein wichtiger Unterschied zum klassischen Bafög-Bezug liegt darin, dass die Auszubildenden die gewährte Unterstützung später nicht zurückzahlen müssen.
Die Bedarfssätze hängen von der Höhe des Ausbildungsgeldes ab sowie von der Frage, ob die Person noch bei den Eltern wohnt oder nicht. Sowohl das eigene Einkommen als auch das eines Lebenspartners und das der eigenen Eltern wird für die Berechnung berücksichtigt. Die maximale Höhe der Fördermittel beträgt 735 Euro pro Monat.

Beantragen kann man die Zuschüsse für Auszubildende beim für den Antragsteller zuständigen Amt für Ausbildungsförderung. (#05)
Wenn Anträge abgelehnt werden, gibt es noch andere Zuschüsse für Auszubildende
Übersteigt das Einkommen der Eltern oder das kombinierte Einkommen von Lebenspartner und Antragssteller die Bedarfssätze, wird der Antrag auf BAB oder Bafög-Leistungen eventuell abgelehnt. In diesem Fall kann man aber dennoch unter Umständen Zuschüsse für Auszubildende in Anspruch nehmen.
Bei der zuständigen Stadt oder Gemeinde kann man beispielsweise Wohngeld beantragen, um die Miete bestreiten zu können. Hierfür ist ein Ablehnungsbescheid für die BAB vorzulegen. Außerdem muss ein Nachweis erbracht werden, dass der Azubi die Kosten für die eigene Wohnung aus eigener Tasche bezahlen muss und nicht etwa die Eltern zahlen können.
Ist der Auszubildende noch nicht 25 Jahre alt, bekommen die Eltern während der Ausbildungszeit übrigens weiterhin Kindergeld ausgezahlt. Verweigern die Erzeuger die finanzielle Unterstützung, kann das Kind diese Zahlungen von ihnen einfordern, sofern es nicht mehr zuhause wohnt. Ein Zweck des Kindergeldes liegt nämlich unter anderem in der ergänzenden Finanzierung der Ausbildung des Nachwuchses.
Übrigens dürfen auch Auszubildende im Prinzip einen Nebenjob ausüben. Untersagt werden kann dies durch den Arbeitgeber allerdings dann, wenn die Ausbildung unter dem Nebenjob leidet. Außerdem müssen die Grenzen des Jugendarbeitsschutzgesetzes bzw. des Arbeitszeitgesetzes (ab 18 Jahren) berücksichtigt werden. Da die erlaubte Wochenarbeitszeit durch die Zeit im Ausbildungsbetrieb oft schon ausgeschöpft wird, sind die Möglichkeiten für den Nebenverdienst entsprechend begrenzt.

Nachlässe beim Eintritt im Schwimmbad oder im Kino gibt es übrigens in vielen Fällen bei Vorlage des Schülerausweises. (#06)
Den Schülerausweis erhalten auch Auszubildende, beantragen kann man ihn in der Regel bei der Berufsschule.
Kredite können Zuschüsse für Auszubildende ersetzen
Die Kreditvergabe an Auszubildende durch Banken und Sparkassen ist naturgemäß begrenzt, da die Antragsteller meist keine großen Sicherheiten aufweisen können. Dennoch werden manchmal Kredite gewährt, sofern eine einwandfreie Bonität (keine Schufa-Einträge) und ein regelmäßiges Einkommen nachgewiesen werden. Außerdem richten sich Höhe und Laufzeit der maximalen Kreditsumme in der Regel nach dem Ende der Ausbildungszeit, es sei denn, der Arbeitgeber garantiert eine Übernahme nach Ende der Lehrzeit.
Eine weitgehend unbekannte Möglichkeit ist jedoch der Bildungskredit der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW).
Er wird an Schüler, Studenten und Auszubildende in den letzten Jahren der Ausbildung vergeben und kann wahlweise in einer Summe oder in monatlichen Raten von 100, 200 oder 300 Euro ausgezahlt werden. Die Finanzierung erfolgt ohne Sicherheiten und einkommensunabhängig, die Verzinsung ist sehr gering, aber variabel. Das heißt, sie kann sich je nach Anhebung des Leitzinses durch die Europäische Zentralbank erhöhen. Der effektive Jahreszins liegt aber in den letzten Jahren immer deutlich unter einem Prozent.
Fazit: Zuschüsse für Auszubildende sollte man immer ausschöpfen
Wer als Auszubildender nicht mit seinem Einkommen auskommt, kann Zuschüsse für Auszubildende beantragen. Von Bundesausbildungsbeihilfe über Bafög bis hin zu Hartz IV gibt es viele staatliche Leistungen, die man abrufen kann. Fällt man trotzdem durch das Raster, können Wohngeld oder Fördermittel aus Stipendien eventuell weiterhelfen. Für Azubis im letzten Lehrjahr könnte zudem der KfW-Ausbildungskredit interessant sein, der einkommensunabhängig gewährt wird. Zu guter Letzt kann man für Betriebe die Einstellung von Auszubildenden durch bestimmte Förderprogramme attraktiver machen.
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